Nach der kurzen Eröffnungsrede trat Sele schmunzelnd auf die Bühne. Auch er unterstützte die These, dass in Liechtenstein, wo grosse Autos zum Statussymbol gehören, zu wenig Klimabewusstsein herrsche. Und als Ältester im Raum sagte er klar: «Ich bin ein uralter Mann. Ihr bestimmt die Zukunft!» Mit einem historischen Abriss setzte Sele den Klimawandel für den Zuhörer in Perspektive: «Das Klima war schon immer eine stark variierende Grösse.» So war es im Mittelalter warm und um 1850 herrschte die kleine Eiszeit. Doch niemals änderte sich das Klima innerhalb einer kurzen Zeitspanne so rapide wie seither. «Es machte sich erstmals der Einfluss des Menschen bemerkbar», so Sele. «Das Hauptproblem sind die Treibhausgase.» Während Sele auf die umweltfreundlichen und gesundheitlichen Vorteile des Radfahrens einging, zeigte er die Problematik des Autoverkehrs auf. Eine Person verursacht fünfzehnmal so viel CO2, wie wenn sie den Zug nehmen würde, und dreimal so viel, wie wenn sie den Linienbus benutzen würde oder Teil einer Autofahrgemeinschaft wäre.
«Leidensdruck nicht gross genug für S-Bahn»
Die anschliessende Diskussion gestaltete sich ebenso interessant wie das Referat. Denn die Gäste unterliessen es nicht, kritische Fragen zu stellen. Beispielsweise konfrontierte eine junge Frau den Referenten mit der Frage, welche Strategien ihm denn vorschweben würden. Er antworte: «Der VCL hat einige Projekte lanciert wie ‹Mit dem Rad zur Arbeit›. Doch durch die Kleinheit des Vereins sind uns die Hände gebunden.» Sele bemängelte, dass einem Verein mit knapp über 300 Mitgliedern auf politischer Ebene kein Gehör geschenkt werde. Eine weitere Zuhörerin interessierte, wieso sich die S-Bahn nicht durchsetzen konnte. «Der Leidensdruck war zu klein. Jetzt hatten wir noch nicht die Menge an Staus, die wir aber in Zukunft haben werden.» Dabei kritisiert Sele auch die Regierung, die Falschinformationen nicht aus der Welt geschafft hätte.